Anfragebeantwortung zu Syrien: Welcher Gruppierung gehörte Muslim Al-Shishani im Zeitraum Oktober 2013-März 2014 an? Wie war er zu dieser Zeit in Syrien aktiv? [a-9589-5 (9593)]

31. Mai 2016

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Das Combating Terrorism Center (CTC), eine Abteilung der US-amerikanischen Militärakademie West Point, veröffentlicht im Februar 2016 in ihrer monatlich erscheinenden Publikation einen Artikel des deutschen Terrorismusexperten und Islamwissenschaftlers Guido Steinberg zur Gruppe Dschunud al-Scham, der sich unter anderem auf zwei Zeugenaussagen von ehemaligen Mitgliedern der islamistischen Gruppe bezieht. Der Artikel erwähnt, dass es die Gruppe Dschunud al-Scham unter Führung des dschihadistischen Tschetschenien-Veteranen Murad Margoshvili geschafft habe, unabhängig zu bleiben und gleichzeitig eng mit den islamistischen Oppositionsgruppen Al-Nusra-Front und Ahrar al-Scham zu kooperieren, mit denen sie von 2013 bis 2015 großangelegte Operationen in Latakia, Aleppo und Idlib durchgeführt habe. Dschunud al-Scham habe hunderte Kämpfer aus dem Kaukasus, der Türkei, Deutschland, Österreich und vielen anderen Nationen ausgebildet und sie auf den Kampf gegen das Asad-Regime vorbereitet. Im Zuge der entstehenden Spannungen zwischen der Al-Nusra-Front und ihrer Verbündeten auf der einen, und dem Islamischen Staat (IS) auf der anderen Seite hätten viele nicht-kaukasische Kämpfer Dschunud al-Scham Ende 2013 bis Anfang 2014 verlassen und sich dem IS angeschlossen. Eine kleine Minderheit sei bei den tschetschenischen Kämpfern von Dschunud al-Scham geblieben.

Dschunud al-Scham sei die einzige größere Gruppe von Tschetschenen, die weiterhin ihre Unabhängigkeit von größeren Organisationen wie der Al-Nusra-Front, dem IS oder dem Kaukasus-Emirat behaupten würde. Ihren Ruf und wahrscheinlich ihre bloße Existenz verdanke sie ihrem charismatischen Anführer Murad Margoshvili (auch genannt Muslim Abu al-Walid al-Schischani). Unter allen tschetschenischen Anführern in Syrien sei er der einzige, der weithin bekannt dafür sei, als Feldkommandant an den Tschetschenienkriegen gegen Russland teilgenommen zu haben. Sein Ansehen habe jedoch an seiner Freilassung aus zweijähriger russischer Gefangenschaft 2005 gelitten und zu Gerüchten über eine Zusammenarbeit mit den russischen Behörden geführt. Diese Gerüchte zusammen mit dem Zerwürfnis zwischen der Al-Nusra-Front und dem IS hätten ihn wahrscheinlich daran gehindert, der allgemeine Anführer aller Kaukasier in Syrien zu werden. Trotzdem sei die Gruppe Dschunud al-Scham weithin bekannt und angesehen und habe 2013 viele ausländische Kämpfer angezogen, sie habe sich jedoch von den späteren Mitgliederverlusten nicht mehr erholen können. Margoshvili sei besonders unter kaukasischen und türkischen Dschihadisten bekannt, die ihm Berichten zufolge aufgrund seiner imposanten Gestalt und seiner langen rotblonden Haare, sowie seinem Bart den Spitznamen „der Wikinger“ gegeben hätten. Margoshvili sei georgischer Staatsbürger und gehöre zu den Kisten, einer in Georgien lebenden, ethnisch eng mit den Tschetschenen verwandten Minderheit. Laut einer deutschsprachigen Videobiographie zu Margoshvili von 2013 habe dieser in der sowjetischen Roten Armee gedient und habe sich 1995 dem tschetschenischen Widerstand angeschlossen. Er sei in den Rängen der Rebellen aufgestiegen und habe im ersten Tschetschenienkrieg 1999-2006 eine eigene Kampftruppe unter dem Befehl des saudischen Feldkommandanten Chattab und dessen Nachfolger angeführt. Nach mehrfachen Verwundungen bei Kämpfen in Grosny sei er von russischen Truppen 2003 verhaftet worden. Nach zwei Jahren sei er aus ungeklärten Gründen entlassen worden, was Fragen über eine mögliche Kooperation mit den russischen Behörden aufgeworfen habe, da Russland eigentlich für ein sehr strenges Vorgehen gegen Terrorismusverdächtige bekannt sei. Nachdem er sich Berichten zufolge von den Folgen schwerer Folter erholt habe, habe sich Margoshvili 2008 einer neuen dschihadistischen Einheit in Dagestan angeschlossen. Da er es aber nicht geschafft habe, dem tschetschenischen Widerstand erneut beizutreten, habe er sich entschlossen, am Bürgerkrieg in Syrien teilzunehmen. Dort sei er 2012 eingetroffen. Im Grenzgebiet zur Türkei habe er sehr bald eine kleine Organisation aufgebaut, konkret in der Region Dschabal Turkman im Nordosten der Provinz Latakia und im Norden der Provinz Idlib, wo die Präsenz der Gruppe Dschunud al-Scham seit dem Frühjahr 2013 festgestellt werden könne. Wegen ihrer militärischen Erfahrung hätten Margoshvili und seine führenden Militärs einer steigenden Anzahl von Kaukasiern, Türken, Europäern und Arabern ein fortgeschrittenes Guerilla-Training zur Verfügung stellen können. In ihren frühen Mitteilungen habe die Gruppe Dschunud al-Scham Videos und Bilder von Trainings in den syrischen Bergen veröffentlicht und habe angegeben, dass sie „junge Mudschahedin, die aus aller Welt kommen würden, um im Dschihad zu kämpfen“, ausbilden würde. Die Gruppe sei schnell gewachsen und habe bis Ende 2013 eine Anzahl von 200 bis 350 Kämpfern erreicht. Es habe sich eine eigene Befehlsstruktur herausgebildet, bei der Tschetschenen die höheren Ränge dominiert hätten und Margoshvili der unangefochtene Anführer und der Fokus aller Propaganda-Bemühungen gewesen sei. Sein Stellvertreter und Anführer von Militäroperationen sei Abu Bakr al-Schischani, während der Dritte in der Rangfolge offenbar Abu Turab al-Schischani geheißen habe. Mit großer Wahrscheinlichkeit sei jeder der zwei Kommandanten für eines der hauptsächlichen Operationsgebiete der Gruppe, nämlich die Berge an der Küste und die Vorstädte im Norden der Stadt Aleppo, zuständig gewesen. Unter diesen beiden Militärs würden mehrere Kaukasier stehen, die kleinere Einheiten der Organisation anführen würden. Manche von ihnen seien Tschetschenen, die in Europa gelebt hätten, bevor sie nach Syrien gezogen seien.

Nachdem das Hauptquartier und das umliegende Gebiet in Dschabal Turkman im Mai 2013 gesichert worden seien, habe die Gruppe Dschunud al-Scham an den meisten von der Al-Nusra-Front und Ahrar al-Scham angeführten, großangelegten Operationen teilgenommen. Sie habe an der Küstenoffensive im August 2013 teilgenommen, als die Al-Nusra-Front, Ahrar al-Scham, der IS und mehrere kleinere Gruppierungen Kleinstädte und Dörfer um Baruda im Küstengebirge von Latakia angegriffen hätten. Die Rebellen hätten einige Orte einnehmen können, seien aber schnell wieder zurückgeschlagen worden, nachdem Verstärkung für die Regimetruppen eingetroffen sei. Die Koalition islamistischer Gruppen habe Gräueltaten an der alawitischen Zivilbevölkerung verübt. Dies sei das einzige Mal gewesen, dass Dschunud al-Scham mit dem IS kooperiert habe. Als es Spannungen zwischen dem IS und der Al-Nusra-Front gegeben habe, habe Margoshvili Partei für die Al-Nusra-Front ergriffen. Er habe selber zugegeben, dass er die Strategie des IS, andere Rebellengruppen zu unterwerfen und den Aufstand zu kontrollieren, zu spät erkannt habe. Außerdem habe er sich beschwert, dass die Entstehung des IS das Allgemeinziel der Rebellen geschwächt habe und habe besonders den tschetschenischen Rebellenführer Umar al-Schischani und seine Gruppe Dschaysch al-Mudschahirin wa al-Ansar (JMA) dafür kritisiert, sich dem IS angeschlossen und Verbrechen an anderen Rebellengruppen und der syrischen Bevölkerung verübt zu haben. Margoshvilis Unterstützung für die Al-Nusra-Front und Ahrar al-Scham habe dazu geführt, dass viele ausländische Kämpfer seine Gruppe verlassen hätten, um sich dem IS anzuschließen. Daher sei die Anzahl der Kämpfer von Dschunud al-Scham gesunken und die Gruppe sei gezwungen gewesen, enger mit anderen Rebellen zu kooperieren. Die erste große Operation sei ein Angriff im Februar 2014 auf das vom Regime gehaltene Zentralgefängnis von Aleppo gewesen, den Margoshvili angeführt habe. Während die Al-Nusra-Front und Ahrar al-Scham teilgenommen hätten, hätten Dschunud al-Scham und weitere tschetschenische Kämpfer den größten Anteil der Kampftruppe gestellt. Die Offensive sei durch Flügelkämpfe innerhalb der Rebellengruppen in den umliegenden Gebieten geschwächt worden und von Regimetruppen zurückgeschlagen worden, was zu schweren Verlusten auf Seiten der Rebellen geführt habe. Die Gruppe Dschunud al-Scham habe wahrscheinlich wegen des kontinuierlichen Verlusts von Kämpfern an den IS über das Jahr 2014 nicht mehr ihre vormalige Prominenz behaupten können und habe als Juniorpartner der al-Nusra-Front oder Ahrar al-Scham agieren müssen. In diesem Zusammenhang habe Dschunud al-Scham am Angriff auf die Stadt Kasab in der Nähe der türkischen Grenze im Norden der Provinz Latakia teilgenommen. Diese Offensive, von den Rebellen „Anfal“ genannt, habe am 21. März 2014 begonnen und habe sich aus größeren islamistischen Gruppen sowie einem kleinen Kontingent der Freien Syrischen Armee zusammengesetzt. Die Rebellen seien bis zur Küste vorgedrungen und hätten die strategisch wichtige „Anhöhe 45“, die die Straße von Latakia zur türkischen Grenze kontrolliere, eingenommen. Nur ein paar Tage später hätten Regierungstruppen die Rebellen jedoch wieder zurückgedrängt. Nach dieser Offensive habe man im folgenden Jahr nicht mehr viel von der Gruppe Dschunud al-Scham gehört, bis sie an der Übernahme der Stadt Dschisr al-Schughur im Westen der Provinz Idlib im April 2015 teilgenommen habe:

Although not the largest Chechen group, Junud al-Sham -led by veteran Chechen jihadi Murad Margoshvili- has managed to remain independent while closely cooperating with Jabhat al-Nusra and Ahrar al-Sham, with which it took part in many of the major operations in the Syrian provinces of Latakia, Aleppo, and Idlib from 2013 to 2015. Junud al-Sham has trained hundreds of fighters from the Caucasus, Turkey, Germany, Austria, and a host of other nations and prepared them for the fight against the Assad regime. In the course of the emerging struggle between Jabhat al-Nusra and its allies on the one side and the Islamic State on the other, though, most non-Caucasians left Junud al-Sham in late 2013 and early 2014 and joined the Islamic State. A small minority has stayed with their Chechen brethren in Junud al-Sham. […]

Junud al-Sham is the only major Chechen group that continues to claim independence from larger organizations, be it the Islamic State, Jabhat al-Nusra, or the Caucasus Emirate. It owes its reputation and probably its very existence to its charismatic leader, Murad Margoshvili (fighting name Muslim Abu al-Walid al-Shishani, born 1972). Among the Chechen commanders in Syria, he is the only one who is widely known to have taken part, as a field commander, in the Chechen wars against Russia. His reputation seems to have suffered from his release from a Russian jail in 2005 after only two years in custody, leading to rumors about collaboration with the authorities. This, coupled with the ideological rift between Jabhat al-Nusra/al-Qa`ida and the Islamic State, might have prevented him from becoming the overall leader of the Caucasians in Syria. Nevertheless, Junud al-Sham is a well-known and well-respected organization, which has managed to survive to this very day, and one that attracted many foreign fighters in 2013, although it never recovered from its losses afterwards. Margoshvili is renowned among Caucasian and Turkish jihadis, who have reportedly nicknamed him ‘the Viking’ due to his imposing stature and red-blond beard and long hair. Like all the major Chechen commanders in Syria, Margoshvili is a Georgian national and ethnic Kist, a minority closely related to the Chechens and located in the Pankisi gorge, formerly the main supply line for the rebels in neighboring Chechnya. According to his German language video biography published in 2013, Margoshvili served in the Soviet Red Army and in 1995 was attracted to the Chechen struggle when the legendary Saudi Arabian field commander Khattab (originally Thamir al-Suwailim, who died in 2002) established training camps in Chechnya. Rising in the ranks of the rebels, he first commandeered his own fighting group during the second Chechen war (1999-2006), under the command of Khattab and then his successor, the Saudi Abu Walid al-Ghamidi. Pictures of the young Margoshvili between 1999 and 2002 show him together with jihadist heroes of the Chechen struggle like Khattab, Abu Walid, Shamil Bassayev, and Aslan Maskhadov. Repeatedly injured during fighting in Grozny, he was arrested by Russian troops in 2003 and spent the next two years in jail. It remains an unsolved riddle why the Russians, who are known for their harsh treatment of suspected terrorists, released him at all and after such a short time, a fact which raised doubts as to whether Margoshvili might have cooperated with his captors. After reportedly having recovered from the repercussions of heavy torture, Margoshvili returned to fight in a new jihadist unit in Dagestan from 2008 onward. When he did not manage to rejoin the struggle in Chechnya in the following years, Margoshvili decided to carry the fight to Syria when the civil war broke out there; he arrived in Syria in 2012. Margoshvili quickly managed to establish a small organization in the Turkish border area, specifically in a region called Turkmen Mountain (Jabal Turkman) in the northeastern part of the coastal province of Latakia and in the northern part of Idlib, where Junud al-Sham was clearly identifiable from spring 2013. Because of their military experience, Margoshvili and his lieutenants were able to offer advanced guerilla training for the growing numbers of Caucasian, Turkish, European, and Arab fighters flocking to Syria. In its early publications, Junud al-Sham published videos and pictures of training in the Syrian mountains and boasted that it trained ‘young Mujahidin, who arrive from the whole world to fight the jihad.’ As a result, the group seems to have grown quickly, with its numbers reaching some 200-350 fighters in mid- to late-2013. The organization quickly developed its own command structure with Chechens dominating its upper ranks. Margoshvili was its uncontested leader and became a focus of the group’s propaganda effort, which celebrated the exploits of the veteran. His second-in-command and head of military operations was and is Abu Bakr al-Shishani. The number three seems to have been Abu Turab al-Shishani, who is also presented as a military leader in the organization’s propaganda but seems to have been subordinate to Abu Bakr. Quite possibly, each of the two commanders was responsible for one of the group’s two main areas of operations, the coastal mountains and the northern suburbs of Aleppo. Below these two, there are several Caucasians known to have served as mid-level functionaries and commanders of smaller units of the organization - some of them Chechens who lived in Europe before moving to Syria. […]

After having secured its headquarters and surroundings in Jabal Turkman in May 2013, Junud al-Sham took part in most major military campaigns headed by Jabhat al-Nusra and Ahrar al-Sham. This began with the coastal offensive of August 2013 when Jabhat al-Nusra, Ahrar al-Sham, the Islamic State (known as the Islamic State in Iraq and the Levant, or ISIL, at the time), and several smaller outfits attacked small towns and villages around Baruda in the coastal mountains. The rebels were able to take some of the locations but were quickly repelled when regime reinforcements arrived. The Islamist coalition left a lasting impression, however, by committing numerous atrocities against the Alawite civilian population. This was the only time that Junud al-Sham cooperated with the Islamic State/ISIL. When tensions rose between Jabhat al-Nusra and ISIL that summer, Margoshvili took the side of the former. Just like most other Islamist rebels in Syria, he believed that it was paramount to avoid a confrontation between Muslims in order not to weaken the struggle against the al-Assad regime, but slowly had to come to terms with the fact that the Iraqi-dominated organization aimed to control the rebellion and subjugate the other insurgent groups. Margoshvili later conceded that he was too late in understanding the Islamic State’s strategy and complained bitterly that its emergence weakened the rebels’ overall objective. He especially chastised Abu Umar al-Shishani and his followers in the JMA for swearing allegiance to the Islamic State and perpetrating crimes against fellow rebels and the Syrian population. Margoshvili’s support for Jabhat al-Nusra and Ahrar al-Sham pushed many foreigners to leave his group and join the Islamic State. As a result, Junud al-Sham shrank in numbers and was forced to intensify its cooperation with the other rebels. This was clearly discernible over the course of the next two years when Junud al-Sham operated as part of the rebel alliance led by Jabhat al-Nusra and Ahrar al-Sham, an alliance that from March 2015 called itself Jaish al-Fath (Army of Conquest). The first big operation was an attack on Aleppo Central Prison in early February 2014, the last major regime stronghold in the area, which was led by Margoshvili. Jabhat al-Nusra and Ahrar al-Sham took part, but Junud al-Sham and other Chechens seem to have constituted most of the fighting force. The offensive suffered from the ongoing in-fighting among the insurgents in the surrounding areas and was beaten back by regime forces, which managed to lift the year-long prison siege and inflict heavy losses on the assailants. Probably due to its loss of membership to the Islamic State, which continued in 2014, Junud al-Sham never regained comparable prominence but instead had to act as a small junior partner of Jabhat al-Nusra and Ahrar al-Sham. As such, it took part in an attack on the city of Kasab next to the Turkish border and the Mediterranean Sea in northern Latakia. The large offensive, dubbed Battle of Anfal by the rebels, began on March 21, 2014, and involved the big Islamist groups plus a small Free Syrian Army contingent. The insurgents advanced to the coast and took the strategically important Height 45, which controlled the road between the city of Latakia and the Turkish border. Only a few days later, however, the rebel coalition was again beaten back by advancing government troops. Not much was heard of Junud al-Sham for the following year until it participated in the takeover of the city of Jisr al-Shughur in the western part of the province of Idlib in April 2015.“ (CTC, Februar 2016, S. 24-26)

Albawaba, ein in Jordanien ansässiges Nachrichten- und Medienportal mit Berichterstattung zum Nahen Osten, schreibt in einem Artikel vom Februar 2015, dass die tschetschenischen Kämpfer in Syrien das Rückgrat jedes Angriffs darstellen würden, den islamistische Gruppierungen in Syrien und im Irak verüben würden. Kaukasische Kämpfer seien seit Mitte 2012 nach Syrien gekommen und Ihre Zahl sei von 200 Kämpfern auf 10.000 Kämpfer gestiegen, von denen 8.000 für den Islamischen Staat (IS) kämpfen würden. Die meisten dieser Kämpfer seien über die Türkei nach Syrien gelangt und hätten sich im Norden Syriens gesammelt, in Aleppo allein habe es bis zu 5.000 tschetschenische Kämpfer gegeben, deren Anzahl aber infolge von Kämpfen zusammen mit der Al-Nusra-Front und der Freien Syrischen Armee zurückgegangen sei. Die tschetschenischen Kämpfer würden sich durch eine hohe Kampffertigkeit ausweisen, hätten militärische Expertise und seien im Umgang aller Arten von Waffen, Bomben und Sprengstoff ausgebildet. Die Organisation Dschunud al-Scham sei eine von vier größeren Gruppen, die tschetschenische Kämpfer gebildet hätten. Sie sei eine unabhängige kaukasische Gruppe unter der Führung von Muslim Abu Walid, der keiner anderen Kampfgruppe die Treue geschworen habe und der einen herausragenden dschihadistischen Ruf genieße, den er von Kämpfen unter seinem Kommandanten Chattab im Tschetschenienkrieg erlangt habe. Laut Albawaba habe Dschunud al-Scham ungefähr 250 Kämpfer mit tschetschenischem Hintergrund. (Albawaba, 17. Februar 2015)

 

Die arabischsprachige, in London veröffentlichte Tageszeitung Al-Quds Al-Arabi berichtet in einem Artikel vom Februar 2015, dass tschetschenische und russische Kämpfer in der gebirgigen Küstenregion der Provinz Latakia ein geeignetes Umfeld gefunden hätten und dort seit Beginn 2013 nach und nach eingetroffen seien. Zu diesen unabhängigen Gruppen zähle auch die Gruppe Dschunud al-Scham unter Führung von Muslim al-Schischani. Auch nach dem Ende der Schlacht um Kasab im Juni 2014 hätten sich geschlossene Trainingslager, die Unbefugten den Zutritt verweigern würden, im Jabal Turkman und Jabal al-Akrad [Kurd Dagh] verbreitet. Deren Mitglieder hätten nur wenig Kontakt zu anderen Kampfgruppen oder zu Zivilisten. Laut Angaben von Kämpfern, die versucht hätten, sich der Gruppe von Muslim al-Schischani anzuschließen, verfüge die Gruppe über 300 Kämpfer. Die Gruppe Dschunud al-Scham hätte sich bei der Bevölkerung der Region, in der sie Regimetruppen zurückgedrängt hätte, beliebt gemacht, indem sie Straßen angelegt und die Hauptstraße zwischen Dschabal Turkman und Kurd Dagh instandgehalten habe. Tschetschenen hätten an vielen wichtigen Kämpfen teilgenommen, so bei der Schlacht um Kasab im März 2014 und bei der Eroberung der „Anhöhe 45“, bei der Muslim al-Schischani dabei gewesen sei. Aber nicht nur in der Küstenregion von Latakia, auch beim Kampf um das Zentralgefängnis von Aleppo seien Tschetschenen dabei gewesen. Die Offensive sei beendet worden, nachdem Abu Turab al-Schischani [ein Kommandant der Dschunud al-Scham, Anm. ACCORD] getötet worden sei. Laut Angaben eines Kommandanten der Freien Syrischen Armee habe Muslim al-Schischani sich zu Beginn des Jahres 2015 verpflichtet, den Islamischen Staat zu bekämpfen. (Al-Quds Al-Arabi, 2. Februar 2015)

 

Die Jamestown Foundation, eine unabhängige, unparteiische und gemeinnützige Organisation, die Informationen zu Terrorismus, den ehemaligen Sowjetrepubliken, Tschetschenien, China und Nordkorea zur Verfügung stellt, berichtet im April 2014, dass russische Behörden sich zurückhalten würden, was die Identität derer, die die Stadt Kasab und die im Umland befindlichen strategischen Anhöhen eingenommen hätten, anlange. Die Operation sei nämlich nicht von namenlosen Untereinheiten der Al-Nusra-Front oder des Islamischen Staates (IS), sondern speziell von tschetschenischen Gruppen durchgeführt worden. Der Tschetschene Abu Musa al-Schischani, der Anführer der Gruppe Ansar al-Scham, habe die Offensive in der Provinz Latakia angeführt. Weitere tschetschenische Gruppen wie Dschunud al-Scham, unter Leitung von Emir Muslim, und Dschaysch al-Muhajirin wa al-Ansar, unter Leitung von Salaudin al-Schischani, seien beim Angriff beteiligt gewesen und hätten den Brigadegeneral Yusef Abbas, einen Vertrauten von Maher al-Assad, getötet:

Another peculiar aspect concerning this incident is the reticence of Russian officials to discuss the identities of those who captured Kessab and the strategically important heights around it. The operation was carried out not by nameless units of al-Nusra or the Islamic State of Iraq and Sham, but specifically by Chechen groups. Abu Musa ash-Shishani, the Chechen commander of Ansar ash-Sham, led the liberation of the province of Latakia. Also another Chechen group, Junud ash-Sham, led by Emir Muslim, and the group Jaish al-Muhajireen wal-Ansar, led by Emir Salautdin, participated in the assault and killed Brigadier General Yusef Abbas, who was a close associate of Maher al-Assad.“ (Jamestown Foundation, 5. April 2014)

France 24, der französische Auslandsnachrichtensender, berichtet in einem arabischsprachigen Artikel vom 25. März 2014, dass nach Monaten von aufeinanderfolgenden Siegen der Truppen des syrischen Regimes Einheiten der bewaffneten Opposition, darunter solche mit dschihadistischem Hintergrund, einen Schlag gegen das Kerngebiet des Regimes in der Provinz Latakia durchgeführt hätten. Sie hätten Kontrolle über den Grenzübergang Kasab zur Türkei erlangt und seien zum ersten Mal bis zur Mittelmeerküste vorgestoßen. Die Offensive habe am 22. März 2014 begonnen. Gleichzeitig zum Angriff auf den Grenzübergang bei Kasab seien auch drei Polizeistationen an der Grenze angegriffen worden, wobei die Gefechte mit den Regimetruppen mehrere Tage angedauert hätten. Der Artikel erwähnt, dass auch die Gruppe Dschunud al-Scham und ihr Anführer Muslim al-Schischani an dieser Offensive teilgenommen hätten. (France 24, 25. März 2014)

 

Die 2005 in Homs gegründete und der Revolution nahestehende Onlinezeitung Zaman al-Wasl berichtet in einem Artikel vom März 2014, dass laut Aktivisten mehrere tschetschenische Militärführer an der Front der in der Nähe von Aleppo gelegenen Industriestadt Al-Sheikh Najjar eingetroffen seien, um eine Eroberung des syrischen Regimes zu verhindern. Unter den tschetschenischen Kämpfern befinde sich auch Muslim al-Schischani, der ausländische Kämpfer in der Provinz Latakia angeführt habe. (Zaman Al-Wasl, 7. März 2014)

 

Ein von einer Person namens Abu Muhammad al-Muhammad, zu der keine weiteren Informationen gefunden werden konnten, im März 2014 auf YouTube veröffentlichtes Video zeigt nach eigenen Angaben die Gruppe Dschunud al-Scham bei der Eroberung der „Anhöhe 45“ in Latakia. Das Video identifiziert namentlich die Kämpfer Abu Muslim al-Schischani zusammen mit seinem stellvertretenden Militärführer Abu Turab al-Schischani, einem Mann namens Abdullah bin Muhammad al-Muhaysini, der als Leiter des Zentrums für den Aufruf zum Jihad [Markaz Doca‘ al-Jihad] bezeichnet wird und einem weiteren Mann namens Abu al-Hasan, der betitelt wird als der Anführer der Gruppe Ahrar al-Sham. (Abu Muhammad al-Muhammad, 26. März 2014)

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 31. Mai 2016)

·      Abu Muhammad al-Muhammad: Dschunud al-Scham - Die Befreiung der Anhöhe 45 [Tahrir Dschabal 45], 26. März 2014
https://www.youtube.com/watch?v=POTMoZKvw4g

·      Albawaba: Tschetschenische Kämpfer sind die brutalsten Kämpfer in Syrien [al-muqatilin al-shishan al-ashras fi suriya], 17. Februar 2015
http://www.albawaba.com/ar/%D8%A3%D8%AE%D8%A8%D8%A7%D8%B1/%D8%AA%D9%82%D8%B1%D9%8A%D8%B1-%D8%AE%D8%A7%D8%B5-%D8%A7%D9%84%D9%85%D9%82%D8%A7%D8%AA%D9%84%D9%8A%D9%86-%D8%A7%D9%84%D8%B4%D9%8A%D8%B4%D8%A7%D9%86-%D8%A7%D9%84%D8%A7%D8%B4%D8%B1%D8%B3-%D9%81%D9%8A-%D8%B3%D9%88%D8%B1%D9%8A%D8%A7-658196

·      Al-Quds Al-Arabi: Dutzende tschetschenische und russische Kämpfer absolvieren geschlossene Trainingslager in der Provinz Latakia [casharat al-muqatilin al-shishan wa al-rus yandamuna ila mucaskarat tadribiyya mughlaqa fi rif al-lathiqiya fi siriya] 2. Februar 2015
http://www.alquds.co.uk/?p=288894

·      CTC - Combating Terrorism Center at West Point: Junud al-Sham and the German Foreign Fighter Threat (Autor: Guido Steinberg), Februar 2016
https://www.ctc.usma.edu/v2/wp-content/uploads/2016/02/CTC-SENTINEL-Vol9Iss213.pdf

·      France 24: Wie Verlief der Kampf um Kasab in Latakia und was sind dessen Folgen? 25. März 2014
http://www.france24.com/ar/20140325-%D8%B3%D9%88%D8%B1%D9%8A%D8%A7-%D9%83%D8%B3%D8%A8-%D8%AA%D8%B1%D9%83%D9%8A%D8%A7-%D8%AC%D8%A8%D9%87%D8%A9-%D8%A7%D9%84%D9%86%D8%B5%D8%B1%D8%A9-%D8%A7%D9%84%D8%A3%D8%B3%D8%AF

·      Jamestown Foundation: Chechen Militants in Syria Make Key Gains in Syria Fighting; Eurasia Daily Monitor Volume: 11 Issue: 64, 5. April 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/273305/402311_de.html

·      Zaman al-Wasl: Aleppo – Tschetschenen in „Al-Sheikh Najjar“ um zu verhindern, dass die Stadt in die Hände des Regimes gerät [Halab – shishaniyun fi al-sheikh najjar li-manc suqudha bi-‘aydi al-nitham], 7. März 2014
https://www.zamanalwsl.net/news/47360.html